Freitag, 3. Mai 2013

Die große Zusammenfassung

Soda, jetzt sind wir ja doch schon eine Weile daheim, und ich denke ich kann jetzt einen einigermaßen reflektierten Rückblick über die 7 1/2 Monate auf unseren Motorrädern schreiben.

Beginnen wir gleich bei den Motorrädern, unseren treuen Kathis!

Im Großen und Ganzen sind wir eigentlich wirklich sehr zufrieden mit der Performance unserer Mädels gewesen, man sollte eben schon bedenken, dass wir viel "unnötiges", zum Teil sehr schweres Offroaden mit ihnen unternommen haben, und sie auch sonst nicht unbedingt geschont haben. Flotte Fahrweise war bei uns eine Voraussetzung für zufriedenes Ankommen!
In Summe sind wir denk ich 8 Mal wegen technischer Probleme gestanden.

Zwei Mal davon waren Platte Reifen (immer ich), woran aber wohl eher nepalische Nägel als meine Kathi Schuld hatte.

Einmal standen wir wegen eines durchvibrierten Kabels an Richis KTM, das hatten aber wir selbst beim Verbauen des zweiten Kühlerlüfters so platziert... :-/

Einmal standen wir wegen des Öls, das aus Richis Motorentlüftung geschleudert wurde, hier könnte man die Schuld tatsächlich bei KTM suchen. Wir schiebens aber eher darauf, das es der Vorbesitzer vermutlich mit dem Warmfahren nicht so sonderlich ernst genommen hat, als wir vor Beginn der Reise mal in Richis zu dem Zeitpunkt 25.000km gelaufenen Motor waren, sah der Zylinder schon stärker mitgenommen aus als meiner in Thailand nach über 70.000 Motorkilometern.

Dreimal stand ich wegen Problemen mit meinem Vergaser. Im Nachhinein betrachtet war es wohl ein Fehler einen TM40 Flachschiebervergaser anstelle des originalen Gleichdruckvergasers zu verbauen. Richi hatte mit seiner Kathi  und dem Originalvergaser keine Probleme in der Richtung, einzig sein Nadelventil begann im Laufe der Reise zunehmend zu zicken...
Das erste Mal stand ich in Bangkok, und nachdem der Vergaser von KTM Bangkok anständig gereinigt (und total verstellt) wurde, lief die Kiste wieder. Das zweite Vergaserproblem war schon etwas heftiger, ein Stückchend des Alu-Schiebers war abgebrochen und hatte dann im Brennraum für anständig Unruhe gesorgt. Der Motor hat das aber scheints locker weggesteckt. Eine Woche später waren dann wirklich große Teile des Schiebers in den Motor gelangt, das hat er dann nicht mehr ganz so locker weggesteckt, er ist aber dennoch brav die 2500km bis nach Hause gelaufen. Obwohl er sich am Schluss wirklich gar nicht mehr gut angehört hat... :-(

Und ganz zum Schluss ist dem Richi noch die Kette gerissen, was bei einer Gesamtlaufleistung von 35.000km auch nicht besonders verwunderlich ist. Insbesondere, wenn man bedenkt wie viele Kilometer wir in wirklich staubigen und sandigen Gegenden abgespult haben, beide Motorräder haben wir auch anständig im Sand vergraben...

Abgesehen davon gabs zahlreiche kaputte Rücklichtbirnen, die eine oder andere lockervibrierte Schraube, ein gerissenes Kupplungsseil, einen undichten Kupplungsnehmerzylinder, einen zweimal gerissenen Touratech-Kofferträger, eine kaputte Hupe, und einen undichten Gabelholm. Wobei an der dauerhaften Undichtheit meines linken Holmes wohl auch eher der unsanfte Zusammenstoß mit einer Kuh Schuld war...

Womit wir dann auch schon bein nächsten Thema wären: Durch unsachgemäßes Steuern der Fahrzeuge hervorgerufenen Schäden, sprich unabsichtliche Kaltverformung diverser Motorradteile.

In der Hinsicht haben sich die Kathis wirklich als sehr robust erwiesen! Der Endstand im "Motorrad mit laufendem Motor weglegen" ist denk ich 9 zu 12 für Richi. Die quantitative Wertung geht also an Richi, die qualitative leider an mich. Der einzige ernsthafte Crash Richis war gleich am Anfang in Rumänien, ich hab mich einmal in Indien bei einem missglückten Wheelie spektakulär auf die Fresse gelegt, und in Laos eine Kuh ungebremst mit ca. 80km/h erlegt. All das hat die Kathi eigentlich gut weggesteckt, obwohl nach der Kuh schon einiges wieder geradezubiegen war, grenzt es dennoch fast an ein Wunder das weder Gabelholme, noch Rahmen, noch der Lenkkopf ernsthaft von dem harten Aufprall und nachfolgenden Überschlag der Kiste in Mitleidenschaft gezogen wurden...

So das wars dann eigentlich mit der mechanischen Bilanz, dann kommen wir mal zur Länderbilanz:

Ungarn: Haben wir in eineinhalb Tagen durchquert, keine besonderen Vorkommnisse!

Rumänien: Ein sehr interessantes Land mit tollen Bergen, teils genialen Straßen und freundlichen Menschen, wird vermutlich in absehbarer Zukunft wieder mal auf zwei Rädern angesteuert!

Hier das unterwegs, eher schlecht als recht geschnittene Video zu Rumänien:


Bulgarien: Da waren wir eigentlich auch recht schnell durch, als Erinnerungen behalte ich mir, dass ich meine sehr rudimentären Russischkenntnisse ein wenig Nutzen konnte, und das mich die hässliche Fratze des Massentourismus am schwarzen Meer ziemlich schockiert hat!


Türkei: Ein sehr interessantes Land mit viiiiieeeelen Sehenswürdigkeiten, ebenso sehr freundlichen Menschen und gutem Essen! Für einen gewöhnlichen Urlaub auf jeden Fall sehr emfehlenswert, mit dem Motorrad allerdings langweilig und aufgrund der vollkommen bescheuerten Verkehrsplanung recht anstrengend. Außerdem das erste Land, das flächendeckend die bescheuerten Teersee-Straßen baut... Alles in allem aber ein super Einstieg in den Orient, westlich und offen genug um sich als Europäer nicht unwohl zu fühlen, aber eben doch schon ganz anders und exotisch!



Iran: Wohl die positive Überraschung der ganzen Reise! Man mag ja von der manchmal etwas seltsam auftretenden Regierung des Landes halten was man will, die Leute dort sind aber echt der Hammer!!! Sehr gastfreundlich und in aller Neugierde doch noch so angenehm respektsvoll und unaufdringlich. Spritpreise waren natürlich auch der Hammer, und im Nordiran hatten wir das letzte Mal auf unserer Reise über einen längeren Zeitraum wirklich geile Straßen! Im Moment träumen wir davon in ein paar Jahren einen Monat lang durch den Iran zu tuckern...


Pakistan: Wohl der abenteuerlichste Teil unserer Reise! Extrem spannende Landschaften, ebenso sehr freundliche und herzliche Leute die unglaublich gastfreundlich waren. Die vielen Polizei- und Militäreskorten sowie Checkpoints waren zuweilen etwas nervig, wenn man allderdings weis wie es mit der allgemeinen Sicherheitslage in Pakistan so aussieht sind diese Maßnahmen durchaus nachvollziehbar... Die Wahrscheinlichkeit, das wir Opfer irgendeiner terroristischen Aktivität geworden wären schätzen wir aber auf jeden Fall geringer ein, als die in Indien Opfer eines schweren Verkehrsunfalls zu werden...



Indien: Sehr krasser Verkehr, und einfach viiiiieeeeeeel zu viele Leute überall. Keines unser bereisten Länder war wohl so intensiv wie Indien. Wo viel Licht ist ist aber auch sehr viel Schatten, obwohl wir wohl viele der schönsten und positivsten Erfahrungen in Indien machen durften, war es auch das mit Abstand anstrengendste Land. Irgendwie fühlte sich halb Süd-Ost Asien danach nur noch wie "Indien-Light" an...



Nepal: Irgendwie vom Feeling her wie Indien, nur mit weniger Leuten, deutlich angenehmerem Verkehr (bis auf Kathmandu), und seeeeeeehhhhhhr krassen Bergen! Ebenso extremst gastfreundliche Leute (vor allem abseits der großen Touristenrouten) und als Urlaubsziel definitiv auch zu empfehlen!



Thailand: Schon auch ganz nett, aber irgendwie weniger spannend als die meisten der davor bereisten Länder... Der westliche Tourist hat sich eben in Thailand schon sehr gut eingerichtet, und allgemein ist Thailand wohl das "verwestlichste" Land unserer Reise. Hat als Urlaubsdestination aber nicht zu Unrecht seine große Beliebtheit, und wir hatten wirklich sehr schöne Zeiten dort!

Kambodscha: Auch sehr ok, aber ebenso nichts waaahhnsinnig besonderes... Angkor Wat ist auf jeden Fall einen Besuch wert, und auch zahlreiche schöne Strände locken!


Laos: Grandiose Landschaften, vor allem im Norden, aber auch die Mekong-Inseln im Süden hatten ihren ganz eigenen Charme! Menschlich waren die Erfahrungen wieder sehr gemischt, teils sehr positiv, teils leider auch eher negativ...

Malaysien: Für mich wieder ein Highlight zum Schluss! Ich weis nicht ob es an der Mischung aus Bhurka- und Minirockträgerinnen auf den Straßen Kuala Lumpurs, an den schönen Stränden der Perhentian Inseln, oder an den freundlichen und hilfsbereiten Leuten lag, aber dieses Land hats auch in mein Herz geschafft! Wenn jemand gerne mal ein wenig Asien schnuppern möchte, kann ich Malaysien echt wärmstens empfehlen! In Kuala Lumpur ist ein solcher Mix aus Indern, Chinesen, Malayen undundund mit ihren jeweiligen kulturellen Besonderheiten, das man sich dort einen guten Überblick über die unterschiedlichsten Lebensweisen und vor allem das kulinarische Angebot der unterschiedlichen Länder Asiens verschaffen kann.


Singapur: Ebenfalls ein sehr interessanter und blitzsauberer Multi-Kulti Schmelztiegel, allerdings einfach alles in allem wirgendwie künstlich und einen faden Nachgeschmack hinterlassend...

Deutschland: Ebenfalls eine DER Überraschungen dieser Reise, in Frankfurt gabs tatsächlich einige der freundlichsten und hilfsbereitesten Menschen, die wir auf dieser Reise kennenlernen durften! ;-)

Und beim Thema "hilfsbereite Menschen" sind wir dann eigentlich auch bei DEM Thema der Reise! Wirklich sehr sehr oft haben uns davor vollkommen unbekannte Menschen in diversen Situationen geholfen! Ob es der lange Jahre in Deutschland lebende Kurde in der Türkei war, die freundlichen Hobby-Touristenführer im Iran, oder unsere großzügigen Gastgeber in Pakistan, meine alten Freunde aus Indien, unsere ebenfalls sehr großzügigen Gastgeber in Nepal, die Pickup-Besitzer die in Thailand mehrmals meine Kathi transportierten, die Leute die uns beim Abladen der Motorräder in Laos halfen, und so weiter und so fort... Vielen Dank euch allen - Ihr habt diese Reise so erst möglich gemacht!

Außerdem verdanken wir unseren diversen Reisekameraden viele lustige Stunden, allen voran natürlich Jana und Harold, mit denen wir in Summe an die zwei Monate verbracht haben! Ebenfalls dankbar sind wir unseren Pakistandurchquerungs-Bikerkumpels David, Steve und Jeroen, und natürlich unserem lustigen, finnischen Freakpärchen Jave und Vera!

Unzählige weitere Leute haben mit uns ihre wertvolle Zeit verbracht, leider ist es unmöglich jedem hier einzeln zu danken, aber jeder von ihnen hat unsere Reise bereichert, und die vielen schönen Abende wären ohne die zahlreichen Reisebekanntschaften nicht möglich gewesen! - Danke euch allen!


Ja, abschließend kann ich nur jedem, der von so einer Reise träumt, dringend dazu raten ES EINFACH ZU TUN!!! Das mit Abstand schwierigste an der ganzen Reise war die Entscheidung, sie zu unternehmen! Hat man sich erstmals wirklich dazu entschlossen und ein Abfahrdatum rot im Kalender markiert, geht der Rest fast wie von selbst! Jeder der in der Lage ist, eine einwöchige Motoradtour in Europa zu überleben, hat auch das Rüstzeug um so eine Reise zu unternehmen! Man sollte sich nur der zum Teil nicht ganz geringen körperlichen und geistigen Strapazen bewusst sein, Jana beweist, dass selbst Motorradneulinge diese Herausforderung bewältigen können!



Sollte jemand noch Fragen zu dem Thema haben, stehe ich gerne zur Verfügung!

Hier nochmal ein Überblick über die gefahrene Strecke:



Das ist jetzt voraussichtlich der letzte Eintrag für einige Zeit, einen neuen Eintrag gibts wohl erst bei konkreten, neuen Reiseplanungen wieder... Bis dahin werd ich noch nach und nach oben Videos zu den einzelnen Ländern einfügen, und dann ein großes "Sinabelkirchen to Singapore in six minutes" Gesamtvideo.

EDIT:

Hier, etwas über zwei Jahre nach Ende der Reise das große Gesamtvideo:




Zu guter Letzt dann auch noch vielen Dank an meine zahlreichen Leser, es freut mich sehr, das mein Geschreibsel offenbar sehr gut angekommen ist! - Ich hoffe ich kann euch in ein paar Jahren wieder hier begrüßen!


FIN

PS: Nachdem ich ja mein Handy in Laos versenkt habe, hab ich auch alle Telefonnummern meiner Freunde vergessen. Leute die also gern Kontakt mit mir hätten sollen mich enfach auf meiner alten Numer anrufen! ;-)